Mit dem nahenden Herbstbeginn ist es an der Zeit, das Fahrrad fit für die dunklen Jahreszeiten zu machen. Ich nutze mein Fahrrad das ganze Jahr über, unabhängig vom Wetter, um zur Arbeit zu gelangen.
Obwohl wir ein Auto besitzen, verwenden wir es in der Stadt fast ausschließlich für den Wocheneinkauf. Meiner Meinung nach ist das Fahrrad das ideale Fortbewegungsmittel in der Stadt, und alle Argumente dagegen sind lediglich bequeme Ausreden.
Schon in meiner Jugend hatte ich mich mangels Alternativen wohl oder übel an das Radfahren gewöhnt. Inzwischen habe ich eine Wahl und empfinde das Radfahren als Bereicherung in meinem Leben. Es bedeutet für mich Freiheit und Unabhängigkeit. Besonders an stressigen Wintertagen ist die Fahrt mit dem Fahrrad meine einzige Bewegung an der frischen Luft, und ich genieße es dem stressigen Berufsverkehr damit zu entgehen.
Leider gehöre ich mit dieser Einstellung in Deutschland immer noch zu einer Minderheit. Ich würde mir sehr wünschen, dass mehr Menschen ganzjährig Rad fahren würden.
Besonders Bielefeld wirkt oft wie eine Stadt, die speziell für Autos konzipiert wurde. Fahrradfahrer wurden in der Planung teilweise vergessen oder nicht ausreichend berücksichtigt. Seit dem Radentscheid in Bielefeld hat sich jedoch einiges getan. Doch Veränderungen brauchen ihre Zeit und solange muss ich als Radfahrerin meine eigenen Strecken finden, um angenehm ans Ziel zu gelangen, denn niemand fährt gerne hinter stinkenden Autos her.
Meine bevorzugten Strecken sind meist Nebenstraßen, Parkanlagen und wenn vorhanden, Fahrradstraßen. Diese Orte musste ich jedoch erst entdecken. Solche Strecken recherchiere ich oft vorab mit Apps wie Komoot.
Trotzdem ist es in den dunklen Monaten auf allen Wegen deutlich gefährlicher, Fahrrad zu fahren. Bei schlechtem Wetter rechnet fast niemand mit Fahrradfahrern. Daher muss ich besonders vorsichtig fahren und meine Sichtbarkeit erhöhen, zum Beispiel durch gut sichtbare Kleidung und Beleuchtung.
Vorausschauendes Fahren
Die meisten Unfälle mit Fahrradfahrern wären vermeidbar. Oft unterschätzen andere Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit oder übersehen Fahrradfahrer beim Abbiegen. Leider können wir die anderen Verkehrsteilnehmer nicht dazu zwingen, aufmerksamer Auto zu fahren. Deshalb ist vorausschauendes Fahren der beste Eigenschutz!
Ich bin oft zügig unterwegs und verschaffe mir an jeder Kreuzung einen Überblick über herannahende Autos, auch wenn ich Vorfahrt habe. In der Regel gehe ich einfach davon aus, dass jeder Autofahrer mich übersehen könnte oder mir die Vorfahrt nehmen könnte. Wenn die anderen Verkehrsteilnehmer nicht auf Radfahrer achten, muss das jeder Radfahrer im Zweifelsfall selbst tun. Im Zweifelsfall bremse ich lieber einmal zu viel für meine Gesundheit oder verzichte auf meine Vorfahrt.
Außerdem ist es im Winter noch wichtiger, Abstand zu parkenden Autos und Gehwegen zu halten. Die Gefahr von Dooring oder unachtsamen Fußgängern, die plötzlich die Fahrbahn kreuzen, ist meiner Erfahrung nach im Winter sehr viel höher, weil weniger Menschen mit Fahrradfahrern rechnen.
Ausrüstung
Hier sind einige Ausrüstungsgegenstände die nützlich sind und durch ihre bunten Farben und Licht einfach Spaß machen:
1 Helm Regencover | 2 gute wasserdichte Fahrradtaschen zum Beispiel von Ortlieb | 3 Ryde Safe Stickerkit | 4 schlichte Reflektor Sticker | 5 Speichen Reflektorsticks | 6 Regenjacke | 7 Rainlegs – am besten voll reflektierend | 8 Speichenlicht | 9 Ventilkappenlicht | 10 Monkey Light
Alle Links sind aus dem Amazon Partnerprogramm mit deren Verwendung ihr diesen Blog unterstützt. Ich könnt Sie aber auch lediglich als Inspiration nehmen und die Artikel bei eurem Fahrradhändler des Vertrauens oder gebraucht zu kaufen!
Helm
Ich trage einen Helm, ohne Diskussion, bei jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter: IMMER! Doch du und jeder andere muss diese Entscheidung für sich selbst treffen. Es gibt auch viele gute Argumente gegen Fahrradhelme, welche ich allesamt gut nachvollziehen kann.
Regenkleidung aus reflektierendem Material oder in auffälligen Farben
Besonders der Oberkörper sollte gut sichtbar sein und Reflektoren an beweglichen Teilen erhöhen die Aufmerksamkeit. Oft sehe ich Fußgänger und Radfahrer mit schwarzen Regenjacken, die ich erst sehr spät erkennen kann und die überhaupt nicht reflektieren. Diese Verkehrsteilnehmer sind optisch fast unsichtbar.
Frontscheinwerfer und Rücklicht
Die Fahrradbeleuchtung hat in den letzten Jahren technisch große Fortschritte gemacht. Für gute Lampen kann man schnell mehrere hundert Euro ausgeben. Dafür bekommt man den Fahrweg perfekt ausgeleuchtet, nachleuchtendes Standlicht und Rücklichter mit Bremslichtfunktion. Außerdem haben alle Lichter inzwischen integrierte Reflektoren.
Seit 2013 darf man zwischen Dynamo-, Batterie- oder Akku- betriebenen Lichtern wählen (siehe dazu auch den Artikel des ADFC zur Gesetzesänderung von 2013). Interessant ist auch der Artikel von Fahrradtour Ruhr in dem zusammengefasst ist, welche Beleuchtung laut StVO erlaubt ist.
Zusätzliche Speichenbeleuchtung oder Speichenreflektoren
Normale Reflektoren werden oft erst sichtbar, wenn man bereits wenige Meter vor dem Auto den Scheinwerfer kreuzt. Das ist für mich besonders oft bei Ausfahrten oder abbiegenden Autos ein Problem.
Deshalb versuche ich insbesondere in der Stadt die seitliche Sichtbarkeit zu erhöhen und beleuchte meine Speichen (Ventilkappenlicht, LED Speichenlicht, oder Monkey Light). Wobei ich inzwischen nur noch günstige LED Speichenlichter verwende, weil die Beleuchtung gerne gestohlen wird und diese Variante günstig, robust und praktisch ist.
Diese Lichter sind bisher in der Regel nicht nach deutscher StVO zugelassen, aber ich wurde noch NIE angehalten, weil ich zu gut beleuchtet war. Die Polizisten sind in der Regel wohl froh über jedes zu gut beleuchtete Fahrrad. Ich handle nach dem Motto: Erlaubt ist, was gefällt.
Zusätzliche reflektierende Elemente am Fahrrad sind wichtig, und dafür gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten Zum Beispiel mit Reifen mit Reflektorstreifen oder die günstigere Alternative als Sticker an der Felge, Speichen Reflektorsticks und reflektierende Fahrradaufkleber (Safe Rad) habe ich meine Sichtbarkeit erhöht.
Regen, Schnee und Glatteis
Mit meinen Fahrradtaschen von Ortlieb, einem Helm Raincover, den Rainlegs und einer einfachen Regenjacke werde ich auf meinem recht kurzen Arbeitsweg fast nie nass. Gegen Kälte schütze ich mich mit Thermounterwäsche. Dabei bringt eine Lage aus hochwertigen Materialien mehr als sich wie ein Michelin-Männchen einzupacken.
Da ich auf meinen Reifen ein gutes Profil fahre, überwiegend auf Nebenwegen unterwegs bin und mein Fahrrad gut kenne, habe ich kein Problem damit, bei wenig Schnee zu fahren. Bei zu viel Schnee und Glatteis weiche ich auf den ÖPNV aus, aber auch diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.
Fahren bei Schnee auf der Straße?
Erschwerend kommt beim Fahrradfahren im Winter hinzu, dass der Schnee von der Schneeräumung oft auf den Radwegen abgeladen wird und man bei den Autofahrern nicht auf Verständnis trifft, wenn man dann auf der Straße fährt. Im Gegenteil, einige Autofahrer versuchen sich dann als Verkehrserzieher oder machen das Fahren durch besonders riskante Überholmanöver lebensgefährlich.
Dabei darf man laut Gesetz auf der Fahrbahn fahren, wenn der Radweg wegen Schnee und Eis nicht benutzbar ist.. Darüber informiert der ADFC in seinem Artikel zum Radfahren im Winter.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht, mir einen Satz Fahrradreifen mit Spikes zuzulegen, aber diese Reifen sind nicht ganz billig und ich bin mir nicht sicher, ob sich das für mich lohnt.
Fahrradfahren im Winter in den Niederlanden
Hier noch ein schöner Bericht, welche Unterschiede die Jahreszeiten in den Niederlanden machen, nämlich gar keine!
Weitere Informationen und deine Meinung
In einem weiteren Artikel stelle ich fünf eher ausgefallene Möglichkeiten vor, wie du dein Fahrrad beleuchten kannst. Außerdem möchte ich dir den Artikel von Maria empfehlen „Mit dem Fahrrad pendeln„. Sie beschreibt darin erfrischend offen und ehrlich einige wirklich nützliche Tipps für Ganzjahres-Radpendler.
Welche Erfahrungen hast du mit dem Radfahren in den dunklen Monaten gemacht?
Busch und Müller 100 Lux Licht mit Nabendynamo, warme Handschuhe und dichte Winterradschuhe und gern auch eine ärmellose dichte reflektierende Radweste (hält den Rumpf warm, ohne die Stauwärme ner Regenjacke, Merinowoll-Pullis (Zwiebelschalenprinzip) finde ich praktisch und angenehm. Auf mein uraltes Zweitrad mit Spikes Bereifung mag ich nicht verzichten. Wenn auf den umliegenden Dächern morgens der Rauhreif liegt, ist es draußen auf den Feldwegen oft glatt. Schwalbe Spikes sind nicht teuer, halten ewig, machen überhaupt keine Schäden, dürfen benutzt werden, sollten mit niedrigem Reifendruck gefahren werden. Solch ein Rad muss morgens fahrbereit stehen, Lauufradumbau am Morgen finde ich nicht praktikabel.
Bei 6000 km im Winter mit spikes fahre ich die Mäntel 3 Jahre. Die Spikes sind zulässig, und bei dem geringen Gewicht leidet der asphalt nicht.
nach einigen Stürzne auf plötzlichem Glatteis, oder Reif geht es für mich im Winter nur mit Spikes.
Was Spikes angeht muss ich dich korrigieren: an Fahrrädern sind Spikes immer erlaubt, nicht nur im Winter bei geschlossener Schneedecke (im Gegensatz zum Auto). Ein Fahrrad hat schlicht nicht genug Masse, um durch die Spikes den Fahrbahnbelag schädigen zu können.
Allerdings ist auf Asphalt der Grip ist geringer und der Rollwiderstand höher als bei Gummi. Von daher willst du schon aus Eigennutz deine Spikes nicht lange auf Asphalt fahren.
Aber bei Schnee und Eis sind Spikes auf dem Fahrrad ne Wucht. Es macht massig Spaß damit zu fahren 🙂
Zu viel Licht geht schon – insbesondere die verdammten LED-Blinkedinger, die oft auch als einziges Beleuchtungsmittel genutzt werden und Helmlampen. Mit denen blendet dich der andere Radfahrer erst und wundert sich dann, warum Du in ihn reinfährst. Und die Blinker funktionieren genauso: Erst ein helles Licht und dann nix mehr, bis der andere im eigenen Lichtkegel auftaucht.
Die Rainlegs haben bei mir mittlerweile auch die herkömmlichen Regenhosen abgelöst.
Gruß Mathias
Hallo Mathias,
die kleinen LED Ansteckdinger Lichter haben mich bisher noch nie gestört. Für mein Rennrad nutze ich die als Notlösung aber mindesten vorne auf Dauerlicht aber Ziel ist es damit auch immer vor Sonnenuntergang zu Hause. Was problematisch ist sind eher diese extrem hellen High-End Frontscheinwerfer für Mountainbiker. Die sind aber nicht für die Straße zugelassen sondern für Offroad und wirklich zu hell für den Gegenverkehr.
Aber das Radfahrer in völliger Dunkelheit nicht sichtbar sind ist in der Stadt eher nicht das Problem. Mein Problem ist es eher das ich ich in der Stadt abends nicht wahrgenommen werde.
Gruß Susan
Danke für deinen Kommentar 🙂
Und sehr guter Post!
Ich bin früher zur Schule auch oft mit dem Rad gefahren, inzwischen habe ich ein eigenes Auto und fahre damit zur Arbeit. Während eines Praktikums in Hamburg habe ich viele Radunfälle (durch die Zeitung) mitbekommen, und seit dem achte ich immer extra auf Radfahrer, man kann nicht vorsichtig genug sein! Aber leider sieht man auch viel zu oft dunkel gekleidete Radfahrer ohne Helm, deshalb finde ich deinen Post sehr wichtig 🙂
Liebe Grüße ♥