Die Urlaubszeit steht vor der Tür und bei lauter Sonnenschein und Kurzurlauben müssen oft meine Balkonpflanzen unter meiner Vergesslichkeit und Abwesenheit leiden. Doch dank meiner Netatmo Wetterstation kann ich überall nachvollziehen, ob meine Pflanzen aktuell mit einer Hitzewelle oder einer Regenfront zu kämpfen haben.
Vertrocknete Blumen wirken überhaupt smart!
Normalerweise bin ich ja eher die Bastlerin in unserem Haushalt, aber diesmal drängte mein Mann darauf eine automatische Bewässerung einzurichten. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er aufgrund meiner vielen Reisen für das Gießen, oder nennen wir es besser vertrocknen der Pflanzen verantwortlich war.
Aber eine automatische Bewässerung für einen Balkon wegen dem „bisschen Gießen“, ist das nicht völlig übertrieben?
An heißen Tagen bedeutet „ein bisschen Gießen“ zweimal täglich etwa fünf Gießkannen. Da es mittlerweile automatische Balkon- und Garten-Bewässerungssysteme zu durchaus erschwinglichen Preisen gibt (komplett unter 100 Euro), wollten meine Bequemlichkeit und ich uns dem Fortschritt der Technik nicht mehr länger in den Weg stellen.
Einfache automatische Bewässerungssysteme
Diese Systeme funktionieren meist recht einfach: Eine Pumpe transportiert Wasser aus einem Wasserspeicher oder Wasseranschluss über Schläuche direkt zu den Pflanzen.
Mein Balkon stellt in Bezug auf die Bewässerungsfläche keine große Herausforderung dar. Es müssen einige Töpfe und Balkonkästen auf einer relativ kleinen Fläche bewässert werden – das ideale Übungsgelände für eine automatische Bewässerung.
Wir haben uns für GARDENA 1265-20 city gardening Urlaubsbewässerung entschieden. Im Set sind bereits die benötigten Bestandteile wie Pumpe, Schläuche und Düsen enthalten. Den Aufbau eines Gardena Systems hat der Technonaut ganz kompliziert beschrieben, daher werde ich nicht näher darauf eingehen (es ist jedenfalls nicht sonderlich kompliziert).
Da es auf dem Balkon keinen direkten Wasseranschluss gibt, haben wir einen mückensicheren und optisch ansprechenden Wasserbehälter in Form eines Pflanzkübels aus dem örtlichen Baumarkt besorgt.
Die Bewässerung smart machen
Für sich allein ist das Gardena-Bewässerungssystem aus dem Set nicht sonderlich smart. Die Pumpe wird über einen einfachen Zeitschalter angesteuert. Wenn man diesen vom Netz trennt, beginnt er einfach wieder von vorne, die eingestellte Zeitspanne abzulaufen. Die Zeit lässt sich nur direkt an einem Drehschalter an der Steuerung einstellen. Um das System in unser homee SmartHome System einzubinden, benötigten wir als Zwischenstecker di schaltbare Steckdose Fritz DECT 210, die für den Außeneinsatz geeignet ist.
Die Steckdose kann direkt in homee eingebunden werden, und ein entsprechendes Bewässerungs-Homeegramm kann erstellt werden.
Wie viel Bewässerung für welche Pflanze?
Die Herausforderung auf meinem Balkon bestand darin, den Wasserbedarf der Pflanzen richtig zu ermitteln. Da der Balkon überdacht ist, bekommen nicht alle Pflanzen bei leichtem Regen Wasser. Hierbei spielt auch die Windrichtung eine Rolle. Bei langanhaltenden Unwettern muss keine einzige Pflanze gegossen werden. Einige Balkonpflanzen erhalten an heißen Tagen viel Sonne und trocknen dadurch besonders stark aus. Dann gibt es noch besonders durstige Gemüsepflanzen wie Tomaten, Salat und Kräuter.
Da der Bedarf einzelner Pflanzen nicht separat eingestellt werden kann, erhalten durstige Pflanzen einfach mehr Bewässerungsdüsen. Man kann auch größere Düsen verwenden.
Da mir bisher noch nie eine Pflanze ertrunken ist, orientiere ich mich am Wasserbedarf der trockensten Pflanze. Um nicht unmenschlich komplizierte Auswertungen der Wetterdaten vornehmen zu müssen, war ein zusätzlicher Feuchtigkeitssensor an einer wettergeschützten Pflanze notwendig. Wir haben uns für den Gardena Feuchigkeitssensor entschieden, der direkt an das Bewässerungssystem von Gardena angeschlossen wird. Damit weiß aber wieder nur der Gardena Controller und nicht unsere Smart Home Zentrale über Zustand der Pflanzen Bescheid.
Die automatische Bewässerung im Praxiseinsatz
Wir haben die Bewässerung jetzt seit ein paar Wochen im Langzeittest, und sie hat uns gut geholfen, die Hitzewelle zu überstehen.
Am Anfang war Vertrauen gut aber Kontrolle besser! Es musste ein wenig herumprobiert werden, bis die korrekte Einstellung gefunden war. Hier eine Düse mehr und woanders musste die Bewässerung verlängert werden. Außerdem stellten wir schnell fest, dass das Geräusch der Pumpe sehr unangenehm ist, und man daher nicht nachts oder zu Zeiten, in denen man sich üblicherweise auf dem Balkon aufhält, bewässern sollte. Doch in Summe funktioniert alles sehr gut.
Ärgerlich das wir nicht früher auf diese Idee gekommen sind. Der Tod vieler Pflanzen hätte verhindert werden können.
Bisher dachte ich, dass „ein bisschen Gießen“ nicht viel Aufwand bedeutet, aber gerade die Gemüseaufzucht verschlingt Unmengen Wasser. Es ist ärgerlich, wenn dann lang gepflegte Pflanzen kurz vor der Ernte eingehen.
Ein Problem, das sich nach kurzer Zeit herauskristallisiert hat, ist, dass das beste Bewässerungssystem nichts nützt, wenn der Tank leer ist. Daher folgt demnächst die smarte Füllstandüberwachung des Wassertanks.
Fazit: Balkonbewässerung
Der Balkon ist jetzt grüner als je zuvor – was soll man da noch groß schreiben? Meine drei Argumente für die automatische Bewässerung sind:
- Weniger Arbeit
Natürlich macht die Installation des Systems Arbeit, und der Tank füllt sich auch nicht von alleine. Doch der Tank ist schneller gefüllt als sich immer mit jedem Topf einzeln zu beschäftigen. - Gleichbleibende Bewässerung auch bei längerer Abwesenheit
Den Nachbarn und meinem Mann war es schwer zuzumuten, den Balkon bei einer Hitzewelle ausreichend zweimal am Tag zu gießen. Doch jetzt ist das kein Problem mehr, und über die Smart Home Zentrale kann ich auch das Wetter berücksichtigen. - Faires Preis-Leistungsverhältnis
Wenn ich die Kosten für vertrocknete Pflanzen mit der Anschaffung eines Bewässerungssystems gegenrechne, ist das eine gute Investition.
Damit das nicht wie Dauerwerbung klingt, möchte ich wenigstens auch noch einen Nachteil nennen: die Optik! Bei uns konnte man den Schlauch an der Balkonbrüstung verstecken, aber die Schläuche und der Wasserbehälter sind definitiv keine Schönheit.
Zugegeben, unsere Lösung ist auch für meinen Geschmack noch nicht smart genug. Für die Zukunft möchte ich den Zustand meiner Pflanzen von Alexa abfragen.
Alternativen zum Bewässerungssystem mit Gardena
In diesem Beitrag habe ich unsere vielleicht nicht ganz günstige, aber relativ unkomplizierte Lösung mit Gardena und homee vorgestellt. Es gibt jedoch auch viele tolle Bastelprojekte im Internet, die sich mit genau diesem Thema auseinandersetzen, und die ich dir nicht vorenthalten möchte. Deshalb hier noch ein wenig Lesestoff aus den Weiten des Internets:
- der Siio Blog berichtet über eine Gartenbewässerung mit dem Fibaro RGBW-Modul und Magnetventilen
- unzählige Selbstau Ideen bei Instructables zu „plant watering“
- auf dem Siio Blog wird eine Lösung mit einem Z-Wave Zwischenstecker mit einem Gardena System erklärt
- auch das Arduino Nano und Real Time Clock gesteuertes Bewässerungssystem vom Arduino Projektblog kann man mit einem weiterem Shield (WiFi, ZWave, usw.) ins das SmartHome einbinden
- besonders interessant finde ich Lösungen mit dem ESP8266 wie dieses WiFi gesteuerte ESP8266 Bewässerungssystem Projekt
- es gibt ein Kickstarter Projekt Smart Gardener Bewässerungssystem mit eigener App
Es gibt noch einen weiteren aktuellen, interessanten Artikel auf dem Siio Blog von der Realisierung einer Balkonbewässerung mit Einbindung in den homee. Diese Lösung verwendet eine einfache Trinkwasserpumpe, das Gardena Schlauchsystem sowie einen Feuchtigkeitssensor zur Füllstands- und Feuchtigkeitsmessung, der mit Hilfe eines Fibaro Fenstersensors eingebunden wurde.
Hallo Susan, vielen Dank Dir für Deinen Artikel, den ich sehr toll finde. Könntest Du mir vielleicht noch einen Tipp geben, wo ich diesen schönen Wassertank kaufen kann? Vielen Dank Dir, Daniela
Gerade im Urlaub ist so eine Bewässerungsanlage natürlich praktisch. Wobei ich mich da bisher noch nicht dran getraut habe, weil ich immer zu viel Angst hatte, dass etwas dabei schief geht …
Hi Susan,
spannender Artikel der uns viel guten Input gegeben hat, danke! Wo hast Du diesen dekorativen Wassertank her, ich finde überall nur hässliche 😐
LG
Andreas
Danke Andreas,
das ist ein extrem großer Blumenkübel aus Plastik und zwar genau dem Grund den du genannt hast – es gibt einfach nur hässliche Wassertanks. Diesen Behälter haben wir im lokalen Baumarkt/Gartencenter gekauft.
Gruß Susan
Sehr interessante Umsetzung und schön, dass man es auch auf einem Balkon so gut einsetzen kann. Ich dachte immer, dass es auf einem Balkon weniger Sinn ergibt, da er ja viel kleiner ist und oft deutlich weniger Pflanzen beheimatet.
Wir haben etwas ähnliches umgesetzt, allerdings mit einer selbstgebauten Bewässerung, die auch direkt an den Wasseranschluss angeschlossen ist. Es entfällt damit der Tank und das Wasser – sollte – immer ausreichen 😉
Besonders wenn man einen etwas größeren Garten hat oder auch den Rasen gießen muss, ist das durchaus eine Arbeitserleichterung. Und als Besonderheit, lässt sich die Bewässerung auch durch Alexa starten.
Hallo Susan, ich selber verwende auch gardena und suche halt immer etwas um das Leben von mir uns meinen Pflanzen etwas besser zu machen. Deshalb bin ich auf deinen Artikel gestoßen. Ja dein Problem kenn ich mit der Optik, aber was solls. Man kann es nicht immer perfekt haben und das mit dem hohen Wasserverbrauch ist halt auch so eine Sache. Entweder man probiert aus, das man die Zeiten etwas verlängert oder eine andere Lösung findet. Oder man muss sich halt mit den beiden negativen Seiten leben.
Es ist auf jeden Fall ein sehr ausführlicher Bericht über das Bewässerungssystem über Gardena
Ich kenne einige Produkte von Gardena, aber auf das bin ich gerade zufällig gestoßen. Danke für den ausführlichen Beitrag und Erklärung. Ich denke das werde ich mir anschaffen! Ich ziehe gerade um und würde mir gerne so eine Bewässerung installieren. Für die Optik fällt mir bestimmt noch was ein, vielleicht kann man den Schlauch ja irgendwie „verstecken“.
Danke nochmal! 🙂
Ich verwende das MicroDrip-System seit Jahren auf meiner Dachterrasse.
Bisher habe ich mehrere Sets der „vollautomatischen Blumenkastenbewässerung“ benutzt, diese funktionieren mit Verteilerrohr (4,6 mm), für das Verlegerohr 13 mm (1/2″) gibt es keinen passenden Anschluß. Die längste gelegte Leitung war bei mir 12 Meter, hat problemlos geklappt. Du kannst alle Tropfer, Sprüher etca aus dem gesamten Programm verwenden, außerdem auch die Regen-bzw. Feuchtigkeitssensoren. Man kann die Tropfer auch leicht umbauen, also z.B. aus einem Reihentropfer einen Endtropfer basteln.
Für die 14V-Niederspannungspumpe benötigst du natürlich einen Stromanschluß, das „Blumenkastenset“ hat einen Trafo mit 13 Festprogrammen, das kleinere „Urlaubsset“ schaltet sich einmal pro Tag für eine Minute ein, man kann es aber mittels einfacher Zeitschaltuhr (die für die Weihnachtslicherketten) austrixen.
Es können an eine Pumpe maximal 40 Tropfer angeschlossen werden, wobei zu beachten ist, daß pro Leitung (3 seperate Leitungen sind möglich) ein Tropfer als Entlüftung direkt über der Regentonne gesetzt werden muß, weil die Tropfer sonst so lange süffeln, bis die Tonne leer ist (Kapillarwirkung). Dies liese sich vermeiden, wenn die zu bewässernden Pflanzen höher als die Wasserentnahmestelle sind.
Falls dein Wasser sehr hart (= kalkhaltig) ist kann es in kurzer Zeit zu Problemen mit verstopften Leitungen bzw. Tropfern kommen. Das System sollte außerhalb der Saison (also im Winter) lieber nicht im Freien sein, das erhöht die Lebensdauer ungemein und man muß dann auch keine Angst wegen geplatzter Leitungen oder ähnlichem haben.